Feldbahn-Verein lud zur Fahrt mit der Elektrischen Solareisenbahn ein

BAD BRAMSTEDT. „Interessant,
was hier gezeigt und erklärt
wird“, findet Christian
Kühn aus Henstedt-Ulzburg.
Sowohl die Natur als auch die
Technik: das Moor in „Hamanns
Sumpf“ und die kleine
Diesellok, die drei offene
Waggons durch dieses Moor
zum Start- und Endplatz der
Führung zieht.
Kühn, seine Frau Sylvia und
ihr vierjähriger Sohn Sebastian
waren schon früher im Bad
Bramstedter Moorgebiet zu
einer Bahnfahrt, doch jetzt sitzen
sie in „Else“. Das ist ein
kleiner Wagen mit Platz für
sechs Passagierstühle und
zwei Stühlen als Führerstände.
Der Clou daran ist der Antrieb:
„Else“ läuft nur mit Solarstrom.
der Name ist eine
Kurzform von „Elektrische
Solareisenbahn“. Diese ganz
besondere Bahn war am
Fahrtag der Höhepunkt des
öffentlichen Betriebstags bei
der Bad Bramstedter Kurbahn.
Hans-Ulrich Ottensmeyer
aus Hamburg hat „Else“
selbst gebaut. Ottensmeyer ist
ein Ingenieur, der gern darüber
schimpft, wie die deutsche
Autoindustrie seit Jahrzehnten
den Elektroantrieb verschläft.
Vor 30 Jahren kaufte
er eine stillgelegte Ziegeleibahn
bei Lauenburg, vor 17
Jahren baute er seinen Solar-
Zug. Der bezieht seine Energie
aus Solarzellen auf dem
Dach, bergab und beim Bremsen
wird der Akku vom
Schwung des Wagens zusätzlich
geladen. Mit „Else“ ist er
bei Veranstaltungen in ganz
Europa unterwegs: „Ich war
in Schweden, Wien und Potsdam,
insgesamt an 70 Stationen“.
Gern doziert er über
Wirkungsgrade und Generatoren,
während sein kleiner
Wagen aus Lärchenholz so gut
wie lautlos über die Schienen
rollt und nur rumpelt, wenn
die Gleise uneben sind oder
der Zug eine Weiche passiert.
Bei bestem Wetter hatten
die Organisatoren vom Förderverein
Deutsche Feldbahn
schon mittags rund 100 Besucher
im Kurgebiet gezählt.
Der zwischen Moor und Bahnhof
pendelnde Zug aus Feldbahnlokomotive
und drei offenen
Waggons war durchweg
gut besetzt. Viele Besucher
traten den Rückweg mit
Bäumchen an: Bei der Führung
durchs Moor lernen sie
die ständige Arbeit des „Entkusselns“
kennen. Dabei werden
Bäume ausgerissen, die
versuchen, sich im Moor anzusiedeln.
Sie würden das
Biotop verändern und langfristig
das Moor austrocknen.
Bäume ausreißen im Sinne
des Naturschutzes, daran haben
sich auch Krögers beteiligt.
Axel Kröger ist aus Potsdam
gekommen, um seine
Frau Ines im Klinikum zu besuchen.
Von ihrem Ausflug ins
Moor bringen sie eine Lärche
und eine Kiefer mit, die sie im
heimischen Garten anpflanzen
wollen. Ein Moorbad hat
Ines Kröger noch nicht genommen,
aber nach der Führung
will sie sich darum kümmern:
„Wir überlegen, ob wir
das für heute Nachmittag einplanen.“
Der dreijährige Benjamin
Schuth aus Kaltenkirchen ist
begeistert vom Zugfahren.
„Der Kleine fährt gern Bahn“,
erklärt seine Mutter Eva, auf
ihrem Schoß sitzt Baby Matilda.
Ganz im Sinne von Benjamin
verzichtet die Familie inklusive
Vater Thomas mit
Rücksicht aufs Kleinkind auf
die Führung durchs Moor:
stattdessen fahren sie lieber
Zug, per Diesellok oder mit
Solarantrieb.
Christian Kühn aus Henstedt-
Ulzburg zieht ein zufriedenes
Fazit seines Besuchs im
Bramstedter Moor: „Das muss
unterstützt werden“, sagt er
über die Aktivitäten des kleinen
Feldbahn-Vereins.

Ein Artikel von Jann Roolfs erschienen in der Segeberger Zeitung am 29.Mai 2015

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