Fünf Einbrüche in sechs Wochen - die Bramstedter Moorbahn muss den Betrieb einstellen. Die Polizei vermutet Metalldiebe als Täter.

Moorbahner Andreas Knopf verkündet das Aus. Diebe haben wichtige Ersatzteile gestohlen und damit den Betrieb lahmgelegt
Foto: Wolfgang Klietz

Bad Bramstedt. Jahrelang haben die Männer gerackert, Schwellen und Schienen durchs Moor geschleppt, Mücken und Kälte getrotzt und ihre kleine Eisenbahn in Schuss gehalten. Doch jetzt steht die Bramstedter Moorbahn vor dem endgültigen Aus. Fünf Einbrüche in sechs Wochen - das war zu viel für den kleinen Förderverein Deutsche Feldbahn, der die Bahntechnik im Moor südlich des Klinikums erhalten wollte. "Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, war's das", sagt der Vereinsvorsitzende bitter, der tatsächlich den schönen Eisenbahner-Nachnamen Knopf trägt.

Andreas Knopf geht davon aus, dass "Neider aus der Feldbahnszene" bei ihren Einbrüchen die Anlage in Bad Bramstedt gezielt lahmlegen wollten. "Die wussten genau, was sie mitnehmen mussten", sagt der hünenhafte Lübecker und glaubt nicht an die Version der Polizei, die eine Bande rumänischer Metalldiebe hinter den Einbrüchen vermutet. Die Ermittlungen verliefen jeweils im Sand. Andreas Knopf: "Nach sechs Wochen kamen die Einstellungsbescheide."

+++ Sabotage an Lok der Bramstedter Moorbahn +++

"Hätten die Täter es auf die Metalle abgesehen, wären jetzt ganz andere Sachen weg, die viel wertvoller sind", sagt Knopf. Tatsächlich fehlt den Kleinbahnern Ausrüstung, die nicht mehr zu ersetzen ist.

Zum Beispiel ließen die Täter Winkellaschen mitgehen. Sie werden beim Bau von Kurven eingesetzt und verhindern, dass bei der Montage zwischen den Schienen Lücken entstehen. "Die werden seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt", sagt Knopf. "Die kann man nicht neu kaufen, die sind nicht zu ersetzen." Bei einem Diebstahl im November 2011 stahlen Unbekannte außerdem Hunderte Metallschwellen und Befestigungsmaterial.

Der kleine Verein ist finanziell nicht in der Lage, die Verluste zu kompensieren

Knopf berichtet außerdem von einem Sabotageversuch: Im Januar schütteten Einbrecher Wasser in den Kühlwassertank einer Lok (wir berichteten). Offenbar hofften die Täter, das gefrierende Wasser würde die Maschine zerstören.

Der kleine Verein ist finanziell nicht in der Lage, die Verluste zu kompensieren. Ein weiteres Problem: Nur noch eine Lok kann auf die Strecke geschickt werden. Die beiden anderen sind zu schwer für die marode Linie durch die Wildnis. 25 Wagen stehen noch auf dem Gelände.

Die Ausrüstung auch nur halbwegs zu ersetzen und dann noch das Dach des maroden Lokschuppens zu sanieren, würde mit rund 280 000 Euro zu Buche schlagen, hat Knopf errechnet. "Das Geld haben wir einfach nicht."

Damit ist der Plan, die Bahn wieder für den Personenverkehr und damit für Ausflügler fit zu machen, gescheitert. Der Lübecker und seine Vereinsfreunde werden die 1,4 Kilometer lange Strecke jetzt notdürftig herrichten, sodass die Loren für den Torftransport fahren können. Dazu ist der Verein laut Pachtvertrag mit dem Klinikum verpflichtet. Die provisorische Instandsetzung der Strecke schließt jedoch den Personenverkehr aus. "Das wird aus Sicherheitsgründen nicht möglich sein", sagt Andreas Knopf.

Mit der Einstellung des traditionsreichen Moorbahnbetriebs wäre auch die letzte Chance dahin, das Gelände für Besucher zugänglich zu machen. Die Bahn bietet auf dem kleinen Damm die einzige sichere Möglichkeit, sich auf dem Gelände zu bewegen. Sich als Fußgänger ins Moor zu wagen, ist hingegen lebensgefährlich. Am Eingang zum Gelände warnen Schilder vor dem Betreten.

Von 1931 bis 1977 lieferte die Bahn das Moor für die Rheumaklinik

Seit der Gründung der Rheumaheilstätte (heute Klinikum Bad Bramstedt) im Jahr 1931 bis zum Jahr 1977 fuhr die Bahn auf Feldbahngleisen mit der Spurweite 600 Millimeter von dem Naturmoorgebiet bis zur Klinik und lieferte das Moor für Bäder. Das Moor wurde zunächst mit Spaten und Schaufel auf Loren geladen und zur Heilstätte gefahren. Nach den Heilbehandlungen fuhr die Bahn das Moor zurück. Zehn Jahre konnte sich das Material in der Natur regenerieren, bevor es anschließend erneut für therapeutische Zwecke eingesetzt wurde.

1977 kam das Aus für die Verbindung zur Rheumaklinik, die sich über eine Pipeline mit dem Moor versorgte. Die Gleise wurden abgebaut, nur die Strecke im Moor blieb erhalten. 1998 kaufte Andreas Knopf die Anlage und gründete vier Jahre später den Förderverein Deutsche Feldbahn.

 

Erschienen in der Norderstedter Zeitung (Hamburger Abendblatt) am 16.04.2012

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