Attraktion: Auf dem Gelände in Bad Bramstedt soll ein Naturpark entstehen. Die Moorbahn könnte bis zur Rheumaklinik fahren

Bad Bramstedt. Eine Initiative von Naturschützern will das bislang unzugängliche Moor im Südosten Bad Bramstedts für die Öffentlichkeit öffnen und damit eine neue Touristenattraktion schaffen. Auf dem Gelände soll mit Hilfe des Kieler Umweltministeriums ein Naturerlebnisraum entstehen, der einerseits Flora und Fauna unter Schutz stellt, andererseits Besuch, Erleben und Information über die Landschaft gewährleistet. Der Clou der Aktion: Die in Norddeutschland einmalige Moor- und Waldbahn wird im Naturerlebnisraum unterwegs sein und soll bis zur Rheumaklinik verlängert werden - wenn das Geld für den Ausbau aufgetrieben werden kann.

Die Rheumaklinik, der das fünf Hektar große Moor gehört, hat bereits Zustimmung zum Erlebnisraum signalisiert. "Grundsätzlich gut" nannte Geschäftsführer Kai Hankeln die Pläne. Allerdings unter einer Bedingung: Deutschlands größtem Rheumazentrum dürfen keine Kosten entstehen. Genauso argumentiert die Stadt. Sie unterstützt die Idee, kann sich aber an der Finanzierung nicht beteiligen.

Mit einem "Ja, aber" reagieren auch die Moorbahnfreunde auf das Konzept. Einerseits hoffen sie auf mehr Besucher. Andererseits fürchten sie, daß der Reiz der Bahnfahrten zurückgehen könnte, wenn das Moor auch zu Fuß erkundet werden kann. Derzeit werden die Tore zum Moor nur an Fahrtagen der Bahn geöffnet. Die Landschaft auf eigene Faust zu erkunden, ist streng verboten und stellenweise lebensgefährlich.

Begeistert ist Moorbahner Thomas Rath von der Idee, einen etwa ein Kilometer langen Anschluß an die Rheumaklinik zu bauen. Wie die Kosten beglichen werden sollen, ist allerdings noch offen.

Anlaß für die Pläne, einen Erlebnisraum zu schaffen, ist das von der Rheumaklinik angekündigte Aus der Moornutzung in diesem Jahr. Moor für therapeutische Zwecke wird dort kaum noch gefördert, das bezieht die Klinik schon seit Jahren per Lastwagen aus Heidmoor.

Jetzt soll auch noch die Mooraufbereitungsanlage geschlossen werden. Bislang wurden dort frisches und abgelagertes, gebrauchtes Moor miteinander vermischt und in den typisch zähflüssigen Brei umgewandelt, der in der Klinik für Packungen und Bäder verwendet wird. Per Pipeline fließt das Moor von der Aufbereitungsanlage in die Klinik, wird dort nochmals behandelt und erst im Therapie-Ring eingesetzt.

Der Bedarf an Moor geht kontinuierlich zurück Die technischen Anlagen sind jedoch mittlerweile altersschwach. Außerdem geht der Bedarf an Moor kontinuierlich zurück, da sich in der Rheumabehandlung der Schwerpunkt auf Bewegungstherapie verlagert hat. Klassische Kuren bezahlen die Krankenkassen kaum noch.

Daher hat sich die Rheumaklinik aus Kostengründen entschlossen, das Moor aus Heidmoor anliefern zu lassen und in einer kleiner dimensionierten Anlage direkt am Therapie-Ring aufbereiten zu lassen.

Daß die Klinik das Moor zwischen Ohlau und Schmalfelder Au jahrzehntelang genutzt und nicht unberührt gelassen hat, bietet hervorragende Voraussetzungen für künftige Besucher, die Entwicklung eines Moores zu beobachten. Auf dem Gelände wurden 18 sogenannte Abmoorbecken geschaffen, in die verbrauchtes Moor zur Regeneierung und Renaturierung gefüllt wurde. Da diese Becken zeitversetzt entstanden, befinden sich alle in unterschiedlichen Entwicklungsstadien: Das jüngste Becken gleicht noch einem See, im ältesten wachsen bereits Birken.

Der Erlebnisraum soll zweigeteilt werden. Die eine Hälfte ist nach den Planungen des Naturschutzrings Segeberg jederzeit für Fußgänger zugänglich. Tafeln werden die Besucher informieren, ein Aussichtsturm soll entstehen. Die Mooraufbereitungsanlage könnte als Informationszentrum und Museum genutzt werden. In der anderen Hälfte wäre die Moorbahn unterwegs.

Das Umweltministerium hat bereits Zuschüsse bis zu 50 Prozent für den Naturerlebnisraum in Aussicht gestellt. Weitere Mittel könnten aus den Einnahmen der Umweltlotterie Bingo abgezweigt werden. Denkbar ist außerdem, daß das Konzept als Maßnahme zur Tourismusförderung anerkannt wird. Damit stünden weitere Fördermittel zur Verfügung. Der Naturschutzring geht von Kosten (ohne Moorbahn) in Höhe von 115 000 Euro aus.

Am Donnerstag treffen sich die Planer erneut, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

 

Erschienen im Hamburger Abendblatt / Norderstedter Zeitung

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