Bad Bramstedt. Die kleine Feldbahn rollt wieder durchs Moorgebiet am Ende der Oskar-Alexander-Straße. Beim „Tag der offenen Tür“ am vergangenen Sonntag rumpelten die kurzen Züge zwar nur 500 Meter weit durchs Gelände, aber Andreas Knopf vom betreibenden „Förderverein Deutsche Feldbahn“ zeigte sich zufrieden: „Totgesagte leben länger. Jetzt ist ein neuer Anfang gesetzt. Wir blicken alle optimistisch nach vorne“, bilanzierte der Vorsitzende erleichtert.

2011-10-31 sz
Stefan Neubauer vom Förderverein Deutsche Feldbahn kutschierte als Lokführer die Fahrgäste über die reduzierte Strecke. Der 28 Jahre alte Eisenbahnfan kommt vom Fach: Er hat bei der Deutschen Bahn in Neumünster Industriemechaniker gelernt. Foto olz szolz
Fast zwei Jahre lang ruhte im Moorgebiet südlich des Klinikums Bad Bramstedt der Fahrbetrieb. Viermal pro Jahr hatte die Bahn ihre Runden gedreht, große und kleine Eisenbahnfreunde ließen sich vergnügt durchs Moor chauffieren. Halbwegs erfolgreich waren die Fahrtage mit Kaffee, Kuchen und Gegrilltem gelaufen, doch dann ging der überschaubaren Runde Gleichgesinnter die Luft aus. Eine Feldbahn mit vier Loks, 180 Wagen und einer mehr als einen Kilometer langen Strecke auf moorigem Untergrund im Rollen zu halten, ist Knochenarbeit - und dafür fand der Vereins-Chef immer weniger zupackende Mitstreiter.

In der Zwischenzeit hatten Nässe und das Alter den Schwellen der 600-Millimeter-Spur-Bahn so zugesetzt, dass die tonnenschweren Loks die maroden Gleise auseinandergerissen hätten. Deshalb schien den Bahnbetreibern das Unfallrisiko für weitere Touren zu hoch. So musste der Fahrbetrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Ende 2009 stand die Idealistenvereinigung dann vor dem endgültigen Aus. Knopf stellte der Runde die Existenzfrage: Aufhören oder Weitermachen? Der mittlerweile auf neun Mitglieder geschrumpfte Verein entschied sich für die Weiterfahrt. Im vorigen Winter begannen Knopf und sein Vorstandskollege Torsten Kruschinski nach der ernüchternden Bestandsaufnahme mit der Generalsanierung der Gleisanlagen.

Es sah also wieder gut aus für die kleinste Eisenbahn der Region, und im kommenden Frühjahr sollten die Diesel-Loks wieder die Anhänger mit Fahrgästen durch das kleine Naturparadies ziehen. Bisher unbekannte Diebe machten die Terminplanung des Vereins vor zwei Wochen zur Makulatur. Sie transportierten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Lokschuppen im umzäunten Gelände Schwellen und weitere Eisenbahnutensilien ab. Gesamtgewicht: rund sechs Tonnen. Den Materialwert schätzt Knopf auf 10000 Euro. „Die Täter haben genau das geklaut, was wir brauchen“, meint der bärtige Hüne. Neben 400 Bahnschwellen sind es 400 jeweils drei Kilo schwere Winkellaschen, die beim Kurvenbau eingesetzt werden.

Seitdem fahndet die Kripo Segeberg nach den Dieben. Knopf vermutet den Auftraggeber unter den Betreibern privater Mini-Bahnen. 200 kleine Bahnen würden bundesweit in Eigenregie rollen, „und die sind sich untereinander nicht grün“, erklärt er. Für seine These spräche auch, dass die Täter nur spezielle Teile mitgehen ließen und deshalb für einen fachkundigen Auftraggeber gehandelt hätten. Auf einen Fahndungserfolg und die Rückgabe des Diebesgutes hofft der Eisenbahner-Chef nicht: „Die Schwellen und die schon seit 20 Jahren nicht mehr hergestellten Winkellaschen sind längst verbaut“, vermutet er. Trotz aller Rückschläge sollen die Dieselloks im kommenden Frühjahr wieder durchs Moorgebiet tuckern. Das rege Interesse der Besucher stimmte Knopf auf jeden Fall optimistisch.

 

Erschienen in der Segeberg Zeitung Segeberg Zeitung

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