Die Bad Bramstedter Kurbahn zuckelt bis Oktober durchs Moor
 
Mit lautem, aber nicht unsympathischem Zweitakt-Bollern kommt der kleine Zug zur Kurve. Rechtzeitig vor dem Halt nimmt der Lokomotivführer das Gas weg, zum Stoppen zieht er den langen, schwarz-roten Handbremshebel, der aussieht, als stamme er von einer Pferdekutsche.
 

Bad Bramstedt. Aus dem kleinen Führerhaus schält sich ein großer Mann mit Bart und Lokführermütze: Andreas Knopf nutzt den öffentlichen Fahrtag der Bad Bramstedter Kurbahn für ein paar Arbeiten an der Strecke. „Die alten Arbeitstechniken bewahren“, darum geht es ihm und einer Handvoll Mitstreiter im Moor hinter der Kurstadt.

Zwei Loren hat er an seiner Lok, die sollen auf ein Abstellgleis im Moor gebracht werden. Auf der Rückfahrt werden die drei Waggons mit Fahrgästen wieder mitgenommen an die Einstiegsstation. Für den Reporter ist kein Platz im Führerstand, aber auf dem Dach liegt extra ein grobes Tuch bereit, dort oben lässt sich das Gerüttel der kleinen Bahn auf den schmalen Gleisen intensiv spüren, ab und zu wischt ein Zweig über den Kopf.

Steine, die der kleinen Bahn im Weg lagen, hatte Knopf auf den knapp 100 Jahre alten Loren transportiert. Beim vorangegangenen Versuch war ihm dabei eine Lore umgekippt, mit einer langen Latte hatte er sie wieder aufgerichtet, erzählt der Mann in der blauen Latzhose. „Wenn man die Tricks der Leute vor 100 Jahren benutzt, geht das super“, meint er. Die Fahrgäste haben nach ihrer Fahrt ins Moor eine Führung bekommen, sie sitzen schon wieder in den umgebauten ehemaligen Munitionstransportwagen der Marine bereit. An der Weiche steht ein Helfer, der sie mit einem langen Hebel umlegt, die Loren werden abgestellt und die Passagierwagen angekoppelt. Im flotten Wandertempo knattert der kleine Zug durchs Moor. 13 PS mobilisiert die knallblaue Lokomotive, der Motor ist ein 1-Zylinder-Diesel-Zweitakter. Oben auf der Haube sind drei Einfülllöcher, das größte ist für Sand vorgesehen, hat Knopf erklärt. An einer kaum spürbaren Steigung wird deutlich, wozu der gut ist: Die Räder drehen durch, Eisen auf Eisen rutscht leicht. Ein bisschen Erde auf die Gleise, vorsichtig Gas geben und schon geht es weiter.

116 Gäste haben die fünf Aktiven vom Förderverein Deutsche Feldbahn an diesem Sonntag ins Moor und zurück gebracht. Im Gegenzug bitten sie um Spenden, um die Anlage im Moor zu unterhalten. Die haben sie 1998 nach gut 20 Jahren Stillstand reaktiviert, bis 1977 wurde mit der Feldbahn Moor ins Klinikum transportiert. Heute liegen ein paar Hundert Meter Gleise im Moor, eine betriebsbereite und zwei reparaturbedürftige Lokomotiven, 14 alte Loren und drei Passagierwaggons unterhalten die Ehrenamtler. „Wir suchen Sponsoren und Helfer“, erklärt Knopf. Und vielleicht finde sich eine Lehrwerkstatt, die Lust hätte, eine Lokomotive zu reparieren.

Fahrtag der Kurbahn ist bis Oktober immer der dritte Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr; Startpunkt ist die Mooraufbereitungsanlage an der Verlängerung der Oskar-Alexander-Straße. Ansprechpartner für den Verein ist Andreas Knopf (Telefon 0451/2969478).

Joomla templates by a4joomla